Gemeinden unter Schnee und Kälte
Am Abend des 05. Januars dieses neuen Jahres flackerten im Ortsteil Estrup die Lampen. Die Spannung sackte deutlich ab, die Heizungen fielen aus, Schnurlostelefone funktionierten nicht mehr. Der Anruf beim Stromversorger über das nur noch kaum aufgeladene Handy ergab, dass man sich umgehend um die Störung kümmern werde. Und tatsächlich standen nach kurzer Zeit gleich zwei Servicefahrzeuge vor dem auslösenden Trafomast. Nach einer Arbeitsstunde war die durchgebrannte Sicherung in 8 Meter Höhe bei eisigen minus 14 Grad gewechselt, die Lichter gingen wieder an und die Heizungen verströmten wieder den gewohnten Komfort. Spontane Erleichterung und Dankbarkeit für die schnelle „Rettung“ drückte sich in einem besonders kräftigen Händedruck beim Abschied von den Monteuren aus.
Viel ging mir in dieser Situation durch den Sinn: Wie war das vor 30 Jahren? Hast du dich auf längeren Stromausfall vorbereitet? Soll ich doch noch schnell ein Notstromaggregat für die Heizung besorgen. Wo ist eigentlich das alte Schnurtelefon? Hast du genug Lebensmittel in Reserve? Ist das Auto aufgetankt und mit Decken bestückt, falls du unterwegs stecken bleibst. Zur Genüge konnten wir dieser Tage in den Medien nachlesen und sehen, woran es alles 1978-79 mangelte und das es doch besser sei, etwas Vorsorge zu betreiben.
Mir fiel allerdings auch noch etwas ganz anderes ein, als ich dreißig Jahre zurück dachte.
Ich war damals Pilot eines Marinehubschraubers und flog während der Katastrophe Rettungseinsätze. Am Abend des 03.01.1979 erhielten LtCdr. Roger St. Bishop, ein britischer Pilot der Royal Navy, und ich den Einsatzauftrag für einen Flug von Kiel nach Husbyfeld. Wir sollten dort eine hilfebedürftige Person aufnehmen. Die Nacht war absolut dunkel. Der Strom war ausgefallen. Am Boden waren keine Lichter, die die Navigation erleichtert hätten. Bei Annäherung an die Zielkoordinate nahmen wir Feuerschein wahr. Vier brennende Strohballen, die der mitdenkende Landwirt zu unserer Orientierung positioniert hatte. Große Klasse! Sie lagen im Quadrat weit genug auseinander, so dass wir mitten hinein landen konnten. Im Sinkflug, gegen den Wind zur Landung, wirbelte der Downwash des Rotors den Schnee unter uns hoch, sodass wir bereits ab ca. 50 Meter Höhe keine Bodensicht mehr hatten und nur nach Instrumenten fliegend, quasi blind am Landepunkt absetzten.
Die Schneeverwirbelungen legten sich und wir konnten das Umfeld wahrnehmen. Die Abbrandfunken des links vor uns liegenden Strohballens fegten durch den Rotorwind angetrieben, weg vom Hubschrauber auf die Wand des vielleicht 20 Meter entfernten Wohnhauses zu, flogen an der Hauswand empor, direkt unter die Reetdachkannte. Nichts entzündete sich. Mit dem Bugscheinwerfer leuchtete ich den Voraussektor ab. Weit genug lag der nächste Knick. Als ich den Scheinwerfer in etwa Zweiuhrposition gebeamt hatte, tauchte der Gittermast auf, nah dran und der hoch wandernde Lichtstrahl ließ sie erkennen, die Hochspannungsleitungen, die über uns hinweg nach links hinten verliefen. Wir waren also wahrscheinlich nur sehr knapp an oder unter einer weiteren Katastrophe vorbeigeschrammt. In der Fliegerei gibt es einen „Schnack“: Wenn du anfängst zu Fliegen, dann bekommst du zwei Säcke in die Hand gedrückt. Der eine ist mit Glück prall gefüllt und der andere für die Erfahrung ist leer. Man kann dann nur hoffen, wenn der Erfahrungssack randvoll ist und man aufhört zu fliegen, dass dann der Glückssack noch nicht ganz leer ist.
Bereiten sie sich vor, auf die in unserem ländlichen Bereich möglichen winterlichen Probleme und denken sie mit, wenn sie selber auf Hilfe angewiesen sein sollten. Geholfen wird uns immer! Bedenken sie bitte aber auch, dass die Gemeinden sich bemühen, den Winterdienst sicherzustellen, aber beim Schneeräumen und Streuen nicht gleichzeitig überall sein können. Für die Kreis- und Landesstraßen sind die Straßenmeistereien verantwortlich, auf die die Gemeinden übrigens keinen Einfluss haben!
Klaus Hambach
Mittwoch, 7. Januar 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Kommentar veröffentlichen