Mittwoch, 7. Januar 2009

Jahresbericht 2008

Erneut werden bald die 365 Tage des Jahres wie im Flug vergangen sein. Hoffentlich kommen Sie alle zu dem bevorstehenden Weihnachtsfest und dem Jahreswechsel etwas zur Ruhe, können Abstand vom Beruf, dem üblichen Alltagsstress nehmen, sich etwas mehr Ihren Familien zuwenden und die Festtage genießen. Was 2009 bringen wird, wissen wir noch nicht. Das Jahr 2008 verlief für die Gemeinde bisher sehr wechselhaft, mit Höhen und mit Tiefen. Damit meine ich nicht nur das Wetter. Wahrlich hätten wir uns einen etwas schöneren Sommer verdient. Dennoch gab es schöne und warme Tage und Abende, um in unseren Gärten, in der Angeliter Landschaft, in unseren schönen Ortsteilen das Dorfleben und hoffentlich auch privates Glück zu genießen.
Die Gemeindevertretung war sicher emsig. Vieles wurde gestaltet, was Außenstehende gar nicht wahrnehmen können, weil es wenig spektakulär war. Und da Vorhaben und Umsetzung zu bewältigender Maßnahmen auch vielfach zu den normalen Pflichten der von Ihnen in die Vertretung gewählten Ehrenamtlichen gehört, will ich nicht über Gebühr ins Detail gehen. Ich danke ganz herzlich den Ausschussvorsitzenden, denn gerade sie waren die maßgeblichen Wasserträger, die unter der Last der ihnen auferlegten Aufgaben, zusammen mit ihren Ausschussmitgliedern teils schwer zu tragen hatten.
Der Weiterbetrieb unseres Markttreffs wurde nach Aufgabe durch den Vorbetreiber sicher-gestellt. Die Feuerwehren haben zum Teil sich selbst und ihren Fahrzeugpark neu organisiert. Der für unsere Gemeinde zuständige Amtsbauhofmitarbeiter, Claudio Prybusch, war sehr fleißig und hat gute Arbeit geleistet. Der Jugendtreff bekam ein neues Gebäude, die Sanierung der Kirche wurde mit geschultert und auch umfangreiche infrastrukturelle Belange von Kindergarten und Schule konnten geregelt werden.
Dennoch, alles was sich um die Schule dreht, hat sich in diesem Jahr zu einem Problem entwickelt. Ich nehme bewusst kein Blatt vor den Mund, wenn ich nun über unsere Landespolitik schimpfe. Sie hat uns ein neues Schulgesetz beschert, das vom pädagogischen Anspruch her gewiss dringend erforderlich und überfällig war, aber auf der Finanzseite für Großsolt und auch viele andere wirtschaftsschwache Kommunen schlicht eine Katastrophe darstellt! Wenn ich vor einem dreiviertel Jahr noch geglaubt habe, in der Gemeinde gäbe es finanziellen Freiraum zum Gestalten von Dorfpolitik, weil erträgliche Prognosen über die Auswirkungen des Gesetzes in der Welt waren, so sind diese spätestens im Sommer in sich zusammengebrochen. Ein Land, das Gesetze erlässt, ohne die dafür erforderlichen Gelder für deren Umsetzung ausreichend bereitstellen zu können, handelt rücksichtslos, gerade gegenüber den Bewohnern strukturschwacher Gebiete. Das Land ist für das Lehrpersonal, deren Gehälter und die inhaltliche Gestaltung der Schülerbildung zuständig. Die Schulgebäude und der eigentliche Schulbetrieb müssen aber von den Kommunen bezahlt werden. Per Gesetz gibt es nun Gemeinschaftsschulen, Ganztagsbeschulung und vieles mehr! Das bedeutet Abschaffung der Hauptschule, die derzeit nur noch befristet in Großsolt besteht.
Es müssen Mensen für das Mittagessen und zusätzliche Klassen- und Gruppenräume im Schulzentrum in Satrup gebaut werden, weil Konzentrierung an einem Ort verordnet wurde. All das, obwohl durch den bevorstehenden Wegfall der Hauptschulen in Großsolt, Husby, Sörup und Satrup viele Klassenräume frei fallen werden. Aber auch zusätzliches Betreuungspersonal wie Sozialpädagogen müssen angeheuert werden, um die Nachmittagsstunden abzudecken. Für all dieses denkt das Land bisher nicht ausreichend daran, Extrageld zur Verfügung zu stellen! Um überhaupt diesen Umbruch bezahlen zu können, mussten die alten und kleineren Schulverbände aufgegeben werden (Großsolt und Freienwill waren bisher alleinige Träger der einen Schule in Großsolt) und es musste der neue Schulverband Mittelangeln gegründet werden, dem nun außer uns noch elf andere Gemeinden mit nunmehr sieben Schulen angehören.
Seit November ist klar, wie teuer uns das kommt. Als Anfang des Jahres der Haushalt für 2008 erstellt wurde, glaubten wir mit einer Rücklagenentnahme von 59.900 € auszukommen.
Nun müssen wir 165.800 € vom Ersparten abheben und das bei einer Gesamtrücklagensumme von nur ca. 410.000 Euro. In den Schulhaushalt Mittelangeln fließen seit August 2008 allein 163.900 €. Für 2009 sind 407.000 € geplant. Als ein Beispiel für die Verteuerung der Schulkosten nehme ich die bisherige Verschuldung der Gemeinde durch unsere Schule. Sie betrug nur 2,15 Euro pro Einwohner. Nach Beitritt in den neuen Verband hat sich diese Last durch Beteiligung an den Kreditzinsen und Tilgungsleistungen für die anderen Schulen, überwiegend die der Mittelpunktgemeinden Sörup und Satrup, auf 213 € pro Einwohner erhöht, also verhundertfacht! Eine kostengünstige Alternative zum Schulverband gibt es nicht.
Möglichkeiten zur Steigerung der Einnahmen sind nicht in Sicht. Finanzielle Spielräume für Gestaltung von „Dorfpolitik“ sind auf Null gesunken.
Genug der Klage! Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen. Und es gibt die Hoffnung, dass die Landesregierung doch noch erkennt, dass es so nicht geht und über die am 11. Nov. beschlossenen 21 Mio. € hinaus, weitere Mittel für direkte Investitionen in die Schulgebäude-erweiterungen freimacht oder zumindest günstigere Finanzierungsbedingungen schafft.
Ich denke, diesen ungewöhnlich offenen Jahresbericht bin ich Ihnen schuldig. Nur so können Sie verstehen, dass wir im nächsten Jahr einen rigorosen Sparkurs fahren müssen und Extras nicht mehr bedenkenlos bezahlt werden können. Dennoch sollten wir zuversichtlich sein und optimistisch in das nächste Jahr gehen. Sicherlich wird es zusätzlich Entlastungen geben. Unverhofft kommt eben oft! Erwartungen des Sportvereins und der Verbände und der anderen Vereine dürfen nicht über Gebühr auf der Strecke bleiben.
Als neuer Bürgermeister hatte ich mir den Start jedenfalls anders vorgestellt.
Ich danke vor allem auch den Angehörigen der Amtsverwaltung in Hürup, die mir durch ihre Hilfestellungen und Aufklärungen bisher sehr geholfen haben. Bin ich doch überraschend im Juni quasi in die Funktion eines Leiters eines kleinen Unternehmens gewählt worden. Für die nun anliegenden Aufgaben wurde ich zwar nicht ausgebildet, aber im Team mit dem Amt und der Gemeindevertretung geht es doch recht gut, trotz der aktuellen Finanzprobleme. Abgerechnet wird ja bekanntlich erst zum Schluss!
Ich danke auch ausdrücklich „der Kirche“, mit der wir gemeinsam in vielen Dingen für das Wohl der meisten Einwohner an einem Strang gezogen haben, an dem teilweise schwere Lasten hingen. Leider haben wir einen beliebten Pastor verloren, dafür aber einen voraussichtlich guten Propst gewonnen.
Ich bitte Sie alle, mich beim Anliegen von Wünschen, Beschwerden oder Ideen und Anregungen jeglicher Art anzurufen. Ich weiß, dass Sie bisher Ihre Forderungen mit Augenmaß gestellt haben. Auch für diese Bescheidenheit vielen Dank.
Ich habe keine Sprechstunden, bin aber jederzeit gern für Sie da.
Kommen Sie gut in das neue Jahr, bleiben Sie tatkräftig und agil. Unterstützen und erleichtern Sie die Arbeit der Gemeindevertretung, wenn sich die Chance hierfür ergibt.
Vor allem den Senioren wünsche ich Gesundheit. Mögen gerade sie vor großen Unglücken wie Rentenkürzungen und weiteren Zuzahlungen im Krankheitsfall… bewahrt bleiben!
Ihr Bürgermeister Klaus Hambach

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